Präskriptionen in der Sprache: Zwischen Normen und Vorurteilen (Ringvorlesung)

Gemeinsam mit Lieselotte Anderwald organisiere ich im Sommersemester 2021 die Ringvorlesung des Forschungszentrums Arealität und Sozialität in der Sprache unter dem Titel Präskriptionen in der Sprache: Zwischen Normen und Vorurteilen mit Beiträgen zu verschiedenen Sprachen.

Beschreibung

Viele Sprecher:innen haben eine sehr klare Meinung davon, was sprachlich „richtig“ und was „falsch“ ist – oder erwarten zumindest ein klares Urteil von der Schule, von Wörterbüchern und Grammatiken oder von SprachwissenschaftlerInnen. Allerdings ist die Frage nach der sprachlichen Korrektheit durchaus nicht immer eindeutig zu beantworten. Oft gibt es mehrere Möglichkeiten, etwas auszudrücken, ohne dass eine Variante objektiv besser wäre als eine andere. Oft klaffen auch tatsächlicher Sprachgebrauch und Traditionen sprachlicher Vorgaben schon seit Jahrhunderten weit auseinander, und viele sprachliche Präskriptionen beruhen auf Vorurteilen: einseitigen, veralteten oder auch einfach falschen Ideen davon, wie sprachliche Kommunikation funktioniert und wie Sprachen sich verändern. Vorurteile über die Art, wie Menschen sprechen, können zudem zu weitreichenden sozialen Abwertungen führen, soziale Unterschiede zementieren und legitimieren.

Auf der anderen Seite kann man durchaus gute Argumente für manche sprachlichen Normen finden: Sie sorgen für Einheitlichkeit im Sprachgebrauch (etwa bei starken Dialektunterschieden), verringern sprachliche Barrieren (etwa bei Einfacher Sprache), schaffen transparente Bewertungsmaßstäbe (etwa in der Schule) oder sorgen für weniger Diskriminierung (z.B. gendergerechte Sprache).

In der Ringvorlesung werden unterschiedliche Perspektiven auf Präskriptionen in der Sprache diskutiert, mit Blick auf Deutsch und viele andere Sprachen.

Programm

Das Programm als PDF:

27. 4.Lieselotte Anderwald/Steffen Höder
Präskriptionen, Präskriptivismus, Normen, Vorurteile: Zur Einführung
4. 5.Temmo Bosse & Nils Langer
Die Suche nach dem richtigen Friesisch. Zur aktuellen Sprachnormendiskussion im Nordfriesischen
11. 5.Margaret Zellers
Und wie zwischen dem Sohn? Grammatikalische (Un)vollständigkeit im Gespräch
18. 5.Elmar Eggert
Spanisch als leichte Sprache? Zu sozialen Folgen einer starren Norm
25. 5.Renata Szczepaniak
Präskriptivismus und Stigmatisierung – Umgang mit Stigmatisierung in der Sprachforschung und im Sprachunterricht
1. 6.Gijsbert Rutten
Language norms as national norms
8. 6.Edit Bugge
Conceptions of language correctness in a society with no spoken standard language. The case of Norway (with a side note on Faroese)
15. 6.Stephan Elspaß
Grammatische Variation im Standarddeutschen. Wie man arealen Gebrauchsnormen auf die Spur und Vorurteilen auf die Schliche kommt
22. 6.Chantal White
Parles-tu le bon français/acadien? Negotiating the ideal legitimate speaker in the Baie Sainte-Marie region of Nova Scotia
29. 6.Terttu Nevalainen
Pluricentric languages – monocentric norms? The case of English
6. 7.Liv Andresen
Wer ist wem sein Tod? Die Vitalität des Prestigegenitivs

Die Ringvorlesung findet dienstags von 18.15 bis 19.45 Uhr über Zoom statt.

Anmeldung für Studierende über OLAT, für andere Zuhörer über:
https://forms.gle/2VAZpSxa8Du2PnYJ7. Die Zugangsdaten werden jeweils am Tag des Vortrags per Mail versendet.