Sössteihn. Seksten. Sekstan. Sextán. Seksten. Seksten. Sexton.

Heute geht es kurz in die Küche, wo sich in den skandinavischen Sprachen auch einige Wörter niederdeutscher Herkunft finden lassen. Allen voran die für Küche: Dänisches køkken, färöisches køkur, norwegisches kjøkken und schwedisches kök sind Übernahmen aus dem mittelniederdeutschen kȫke(n) (heute Köök), das letztlich auf lateinisches cucina zurückgeht.

Was tut man in der Küche? Zum Beispiel kochen (im Deutschen auch in der allgemeinen Bedeutung „warmes Essen zubereiten“). Das Wort ist etymologisch eng mit denen für die Küche verwandt. Da hätten wir im Skandinavischen dänisches koge, färöisches kóka, norwegisches koke und schwedisches koka, allesamt vom mittelniederdeutschen kōken (heute kaken), ursprünglich von lateinischem coquere.

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Das ist kein Sieb – sondern ein Durchschlag (niederdeutsch Dörslag, dänisch/norwegisch dørslag, schwedisch durkslag).

Was braucht man, um Essen zuzubereiten? Zum Beispiel Pfannen (dän. pande, fär./isl./schw. panna, norw. panne < mnd. panne, heute Pann; ursprünglich dasselbe Wort wie Patina und aus dem altgriechischen πατάνη (patánē) übernommen). Oder auch Töpfe. Die skandinavischen Wörter dafür stammen (ausnahmsweise) nicht aus dem Niederdeutschen, aber das niederdeutsche Wort für Topf hat es trotzdem ins Skandinavische geschafft, nur häufig in etwas anderer Bedeutung: Auf Niederdeutsch heißt Pott einfach Topf, egal für welchen Zweck. So ähnlich kann man auch isländisches pottur verwenden, wohingegen dänisches und norwegisches potte, färöisches pottur und schwedisches potta vornehmlich für Blumen- oder Nachttöpfe gebraucht werden.

Und womit rührt man im Topf? Eine Möglichkeit ist ein Rührlöffel. Ein skandinavisches Wort dafür stammt (wohl) aus dem Niederdeutschen, nämlich dänisches slev, färöisches und norwegisches sleiv, isländisches sleif und schwedisches slev – die mittelniederdeutsche Entsprechung ist slēf (heute S(ch)leef), womit man aber auch einen groben oder auch ungeschickten Menschen meinen kann.

Das alles ging, in früherer Zeit jedenfalls, nicht ohne einen Ofen mit Schornstein. Hier haben wir im Dänischen und Schwedischen skorsten, im Färöischen skorsteinur, im Isländischen skorsteinn, im Norwegischen skorstein. Diese Wörter stammen vom niederdeutschen schorstēn (heute Schosteen). Das zweite Element darin ist das Wort für Stein, so wie es bei der Übernahme in die skandinavischen Sprrachen auch übersetzt worden ist. Das erste Element war schon in der Hansezeit nicht mehr erkennbar. Im heutigen Niederdeutschen ist das o kurz. Weil es im Niederdeutschen aber eigentlich keine Silben gibt, die mit betontem kurzem Vokal enden, hat sich die Silbengrenze hinter das s verschoben; es heißt also Schos-teen. Im norddeutschen Hochdeutsch, das ja auf den Hochdeutscherwerb früherer Niederdeutschsprecher zurückgeht, hört man deshalb noch heute manchmal die Form Schorns-tein (anstatt Schorn-schtein). So spreche ich selbst das Wort aus. Die ältere Aussprache von st am Wortanfang als st (statt scht) ist dagegen sonst heute fast ausgestorben. Man kann also heute auf Hochdeutsch kaum noch über den s-pitzen S-tein s-tolpern – es sei denn, es ist ein Schorns-tein.