Eenuntwintig. Enogtyve. Ein og tjúgu. Tuttugu og einn. Tjueen. Tjueein. Tjugoett.

Die letzten Tage vor Heiligabend, allmählich wird es ernst: Die einen zählen noch, ob sie alle Geschenke zusammen haben, die anderen fragen sich, was wohl in all den Paketen sein wird, und überhaupt nehmen die heimlichen Aktivitäten zu.

Wenn man über diese Dinge in einer der skandinavischen Sprachen spricht, dann ist das Niederdeutsche immer dabei: Geschenk heißt auf Dänisch gave, auf Färöisch gáva, im norwegischen Bokmål gave, im Nynorsk gåve und auf Schwedisch gåva, aber letztlich sind das alles die je nach Sprache erwartbaren Formen, die das Wort gāve bei der Übernahme aus dem Mittelniederdeutschen bekommen musste. Heute gibt es noch ein Wort Gaav, das aber wie das hochdeutschen Gabe ein bisschen förmlich klingt; das normale Wort wäre heute im Nieder- wie auch im Hochdeutschen Geschenk. Umgekehrt hat es das schwedische Wort julklapp auch nach Norddeutschland geschafft, aber mit abgewandelter Bedeutung: Schwedische julklappar sind einfach Weihnachtsgeschenke, norddeutscher Julklapp ist die Veranstaltung, bei der man innerhalb einer Gruppe anonym Geschenke an zugeloste Empfänger verteilt; woanders nennt man dasselbe Wichteln.

Juliescribbles, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, class=
Ziemlich heimliches Geschenk – mit Schleife (dän. sløjfe kommt leider nicht aus dem Niederdeutschen, aber zumindest aus dem Hochdeutschen).

Anders als den Ursprung von Wörtern darf man den Inhalt der Geschenke nicht vor Heiligabend verraten – auch einpacken tut man sie normalerweise heimlich (dän./norw. hemmelig, schw. hemlig < mnd. hēmelīk, heute heemlich). Das Wort bedeutete ursprünglich „zum Heim gehörig“, damit aber leicht auch „nicht öffentlich, privat“ – und von dort ist der Weg zu „geheim“ nicht mehr weit.

Die meisten (und hübschesten!) Geschenke landen als Pakete unter dem Weihnachtsbaum. Die nennt man in den skandinavischen Sprachen pakke (Dänisch/Norwegisch) oder pakki (Färöisch/Isländisch). Auf Schwedisch sagt man paket, aber das Wort packe gibt es auch (in der Bedeutung Bündel). Diese Wörter stammen aus dem Niederdeutschen (mnd. packe, heute Packen) – bis auf paket, das seinen Ursprung im französischen paquet hat, genau wie das hochdeutsche Paket und das niederdeutsche Pakeet.

Vielleicht sollte man aufhören, von Lehnwörtern zu sprechen (sie sind ja nicht entliehen, und man kann sie nicht zurückgeben), und stattdessen lieber den Begriff Schenkwörter einführen?