Sommersemester 2021

Sprachwandel und sprachliche Variation (Vorlesung)

FPO-2017: SW 2.1 – Das Modul SW 2 umfasst eine Vorlesung (SW 2.1) und ein Proseminar (SW 2.2). Die Prüfung bezieht sich sowohl auf die Vorlesung als auch auf das Proseminar. In der Vorlesung sind zwei Prüfungsvorleistungen zu erbringen. Es wird ein Tutorium angeboten.

FPO-2007: SW 2.1 – Die Prüfung erfolgt nach Absprache. Es besteht Anwesenheitspflicht.

Voraussetzungen zur Teilnahme sind die bestandenen Module S 3 (der Wahlsprache) und SW 1.

Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist erwünscht (Sonnabend, 19. 6. 2021, 10–15).

Sprache ist nicht nur ein abstraktes Zeichensystem, sondern auch ein soziales Werkzeug. Deshalb wirken sich auch soziale Strukturen und Mechanismmen auf Sprache aus: Wir nehmen Moden und Trends auf, reflektieren im Sprachgebrauch veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und kommunikative Bedürfnisse, markieren unsere Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe oder distanzieren uns von anderen. In den nordischen Sprachen ebenso wie überall anders spielen solche Faktoren eine entscheidende Rolle dafür, dass die Einzelsprachen keine einheitlichen Systeme darstellen, sondern stark differenziert sind: So sind beispielsweise je nach Region, je nach sozialer Gruppe, je nach Alter, je nach Situation unterschiedliche Formen derselben Sprache gebräuchlich. Gleichzeitig sind die Sprachen ständigem Wandel unterworfen, der sich manchmal schon nach kurzer Zeit, manchmal erst über Jahrhunderte bemerkbar macht. Hier spielen sowohl soziale als auch strukturelle Aspekte eine Rolle. Hinzu kommt der Kontakt zwischen verschiedenen Sprachen, die einander in vielen Konstellationen und auf vielfältige Weise beeinflussen können. Gerade die nordischen Sprachen sind historisch wie gegenwärtig stark durch Sprachkontakte geprägt. Die Vorlesung führt in die Grundlagen von Sprachwandel, innersprachlicher Variation und Sprachkontakt im Kontext der gesellschaftlichen Verankerung von Sprache ein. Dabei werden theoretische Zugänge zur historischen Linguistik, Soziolinguistik und Kontaktlinguistik vermittelt und auf geeignete Fälle in den nordischen Sprachen angewandt.

Vulgäres Sprechen, Fluchen und Beleidigen (Seminar)

FPO-2017: SW 3
FPO-2007: SW 3.1/2

Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 19. 6. 2021, 10–15).

Sie mögen als unschön empfunden werden, andere herabsetzen, gesellschaftlich verpönt oder gar tabuisiert sein – aber sie sind auch allgegenwärtig: Vulgäre Ausdrücke, Flüche und Beleidigungen gehören zum Repertoire jeder Sprachgemeinschaft. In diesem Seminar nähern wir uns diesem Thema sowohl aus funktionaler als auch aus formaler Perspektive: Wozu dienen solche sprachlichen Praktiken? Wie und vor allem warum funktionieren sie kommunikativ? Und was gilt in einer Sprache als vulgär? Was für Elemente werden als Fluchwörter betrachtet? Welche sprachlichen Mittel erlauben es, andere zu beleidigen? Dabei betrachten wir diese Phänomene mit besonderem Blick auf die nordischen Sprachen, auch im Vergleich untereinander sowie mit dem Deutschen und anderen Sprachen.

Das Seminar beginnt mit einem theoretischen Block, in dem wir uns das notwendige sprachwissenschaftliche Werkzeug erarbeiten und einen Überblick über unseren Gegenstand verschaffen. Im Anschluss untersuchen Sie selbst in Arbeitsgruppen geeignetes Material und diskutieren Vorgehen und Ergebnisse Ihrer jeweiligen Studien miteinander.

Muster mit Bedeutung: Strukturen vs. Wörter (Seminar)

FPO-2017: SW 3, SW 4, SW 6, ME SW 4.1
FPO-2007: SW 3.
1/2, SW 4.1/2, SW 6.2/3, SW 7.1/2

Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 19. 6. 2021, 10–15).

Wenn wir über Bedeutung sprechen, fällt uns das in der Regel leichter, wenn es um die Bedeutung einzelner Wörter geht. Dass aber auch abstraktere sprachliche Muster Bedeutung tragen, ist oftmals schwerer greifbar. Manches gehört zum Basiswissen skandinavistischer Linguisten: Wir sind gewohnt, Verbspätstellung als Marker für festlandskandinavische Nebensätze zu identifizieren und in dem Muster [NOMINALPHRASE-s] einen Ausdruck für ein Besitzverhältnis zu erkennen. Es gibt jedoch auch Muster, die abstrakt sind wie grammatische Einheiten und trotzdem ähnlich wie Wörter ganz konkrete Bedeutungen aufweisen. Woher wissen wir zum Beispiel, was passiert, wenn jemand „tænker noget i stykker“ (dänisch) – wo doch das Verb gar nicht transitiv ist? Warum erkennen wir „ditt äpple“ (schwedisch) als Beschimpfung, obwohl ein Apfel nichts Schlimmes ist? Wieso können wir verstehen, was mit „hyllene var beflaska“ (norwegisch) gemeint ist, ohne dass uns ein Verb beflaske geläufig wäre?

Die Untersuchung solcher Muster hat sich in den letzten Jahren vor allem in der gebrauchsbasierten Linguistik, zu der auch die Konstruktionsgrammatik größtenteils zu zählen ist, als wichtiges Feld etabliert. Im Mittelpunkt stehen dabei vor allem Fragen wie diese: Welche Rolle spielen bedeutungstragende Muster im Spracherwerb? Wie hängen abstraktere sprachliche Muster in der Organisation von Sprachwissen mit konkreten Wörtern zusammen? Und vor allem: Inwiefern ermöglichen solche Muster sprachliche Kreativität?

Wir erarbeiten uns im Seminar zunächst gemeinsam einen theoretischen Zugang zu dem Thema. Im Mittelpunkt steht dann die empirische Arbeit an spezifischen Projekten, die in verschiedenen nordischen Sprachen das ganze Spektrum sprachlicher Muster abdecken. Die Ergebnisse der Projekte diskutieren wir abschließend gemeinsam.

Lieblingsprobleme linguistischer Laien (Seminar)

FPO-2017: SW 5.2, SW 7, ME SW 5
FPO-2007: SW 4.1/2, SW 6.2/3, SW 7.1/2

Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 19. 6. 2021, 10–15).

Es ist ein Topos, dass sprachliche Korrektheit nicht objektiv zu bestimmen ist: Linguisten geht es in der Regel um einen deskriptiven Zugang zum tatsächlichen Sprachgebrauch, und alles, was kommunikativ funktioniert, gehört zunächst einmal dazu. Laien – das heißt ja aber auch: Sprecher – gehen dagegen oft von einem Gegensatz zwischen „richtig“ und „falsch“ aus und bemühen sich darum, (tradierten) Normvorstellungen in der eigenen Sprachpraxis zu folgen. Auch kontroverse, vielfach sogar ideologisch aufgeladene Auseinandersetzungen in der Sprachgemeinschaft sind nicht selten. Was für sprachliche Elemente dabei problematisiert werden, wirkt dabei manchmal willkürlich – es gibt aber durchaus identifizierbare sprachspezifische Traditionen, denen die Debatte oft lange folgt.

Für die nordischen Sprachen ist die Quellenlage vergleichsweise gut geeignet, solche Lieblingsprobleme linguistischer Laien zu analysieren und dem tatsächlichen Sprachgebrauch gegenüberzustellen, nicht zuletzt deshalb, weil sprachliche Themen in den Massenmedien relativ prominent platziert werden und weil die Experten-Laien-Kommunikation etwa in Veröffentlichungen der Sprachräte deutlich sichtbar wird.

Im Seminar konzentrieren wir uns nach einem einführenden Block mit einer gemeinsamen theoretischen Einarbeitung ins Thema auf die Arbeit an individuellen Projekten, die sich nach den jeweiligen inhaltlichen und methodischen Interessen ausrichtet. Dabei diskutieren wir den Fortschritt und die Ergebnisse der Projektarbeit laufend gemeinsam.

Eigenständiges Forschungsprojekt

FPO-2017: SW 8.1 und 8.2

Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 19. 6. 2021, 10–15).

In diesem Modul erarbeiten Sie ein empirisches Forschungsprojekt – je nach individuellen Interessen, Schwerpunkten und Perspektiven. Sie finden nach Absprache ein Thema, das Sie bearbeiten möchten, lesen entsprechende Literatur, konzipieren ein passendes Untersuchungsdesign und arbeiten den Forschungsstand auf. Sie erheben außerdem relevante Daten, analysieren Ihr Material und dokumentieren Ihre Arbeit und Ihre Ergebnisse abschließend aus theoretischer, methodischer und empirischer Perspektive in einer Hausarbeit.

Nach Absprache kann dies auch in Gruppen (max. 3 Studierende) oder im Rahmen eines Praktikums an einem existierenden Forschungsprojekt geschehen. Je nach Interesse können Sie in Ihrem Projekt auch schon Vorarbeiten für eine Masterarbeit leisten.

Übergreifende Fragen klären wir dabei in gemeinsamen Sitzungen, Ihre eigentliche Arbeit führen Sie eigenständig durch.

Forschungskolloquium

FPO-2017: SW 8.3

Bei Masterstudierenden und fortgeschrittenen Bachelorstudierenden ist die Teilnahme erwünscht.

Das Forschungskolloquium bietet Gelegenheit, eigene Themen – etwa aus der Arbeit an Seminar- oder Abschlussarbeiten – gemeinsam zu besprechen, aktuelle sprachwissenschaftliche Forschung zu rezipieren und mit eingeladenen Gästen zu diskutieren. Dabei gestalten wir die Themen für das laufende Semester gemeinsam. Das Kolloquium steht allen Interessierten offen.