Zu Handwerkern gibt es noch mehr zu sagen. Vor allem brauchten sie Werkzeug – dänisch værktøj, norwegisch verktøy, schwedisch verktyg. Dieses Wort ist aus dem Niederdeutschen entlehnt. Mittelniederdeutsch hieß es werktǖch, heute Warktüüg. Tüüg kann übrigens alles Mögliche sein: Nützliches aller Art (zum Beispiel auf Dänisch legetøj, Spielzeug), Kleidung (norwegisch undertøy, Unterwäsche) oder auch einfach Unsinn (Niederdeutsch dumm Tüüg). Der Versuch, beim Werkzeug dem Niederdeutschen zu entkommen, endet bei dem dänischen Wort redskab (färöisch reiðskapur, norwegisch redskap oder reiskap, schwedisch redskap), das vom mittelniederdeutschen redeschap abstammt. Dieses Wort gibt es heute im Niederdeutschen nicht mehr.
Wenn ein Tischler einen Schrank gebaut hat (dän. skab, fär. skáp, isl. skápur, norw. skap, schw. skåp < mnd. schap, heute Schapp), dann musste er vielleicht mit einem Hobel arbeiten (dän. høvl, fär. høvil, norw. høvel, schw. hyvel < mnd. hövel, heute Hövel) oder mit Schrauben (dän. skrue, fär. skrúva, isl. skrúfa, norw. skrue, schw. skruv < mnd. schrūve, heute Schruuv) – dieses Wort hat es über das Schwedische bis ins Finnische geschafft; dort heißt es ruuvi. Dass dabei das sch- bzw. sk- verloren gegangen und dafür ein -i dazu gekommen ist, ist dabei ganz normal.
Ein Schneider hat sich dagegen eher abgemüht, um eine Jacke (dän./norw. jakke, fär./isl. jakki, schw. jacka < mnd. jacke, heute Jack) oder eine Hose herzustellen. Das skandinavische Wort dafür klingt in süddeutschen Ohren vielleicht gar nicht sehr deutsch, in norddeutschen aber sofort: Es heißt auf Dänisch und Norwegisch bukser, auf Färöisch buksur, auf Isländisch buxur und auf Schwedisch byxor. In den skandinavischen Sprachen spricht man meistens von Hosen im Plural und meint damit „ein Paar Hosen“, wie man etwas altertümlich auf Deutsch auch noch manchmal sagt. Im Niederdeutschen ist das Wort auch im Singular gebräuchlich (Büx, mnd. bükse). Ein Angsthase ist auf Dänisch ein bangebuks genau wie im Niederdeutschen eine Bangbüx. Und ja, bange ist ein natürlich ein Lehnwort (mnd. bange, heute bang).