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Sprachwandel und sprachliche Variation (Vorlesung, Proseminar)
FPO-2017: SW 2.1 – Das Modul SW 2 umfasst eine Vorlesung (SW 2.1) und ein Proseminar (SW 2.2). Die Prüfung bezieht sich sowohl auf die Vorlesung als auch auf das Proseminar. In der Vorlesung sind zwei Prüfungsvorleistungen zu erbringen. Es wird ein Tutorium angeboten.
FPO-2007: SW 2.1 – Die Prüfung erfolgt nach Absprache. Es besteht Anwesenheitspflicht.
Die Teilnahme am Lingvistisk lördag (Sonnabend, 16. 5. 2020, 10–15) ist erwünscht.
Sprache ist nicht nur ein abstraktes Zeichensystem, sondern auch ein soziales Werkzeug. Deshalb wirken sich auch soziale Strukturen und Mechanismen auf Sprache aus: Wir nehmen Moden und Trends auf, reflektieren im Sprachgebrauch veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und kommunikative Bedürfnisse, markieren unsere Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe oder distanzieren uns von anderen. In den nordischen Sprachen ebenso wie überall anders spielen solche Faktoren eine entscheidende Rolle dafür, dass die Einzelsprachen keine einheitlichen Systeme darstellen, sondern stark differenziert sind: So sind beispielsweise je nach Region, je nach sozialer Gruppe, je nach Alter, je nach Situation unterschiedliche Formen derselben Sprache gebräuchlich. Gleichzeitig sind die Sprachen ständigem Wandel unterworfen, der sich manchmal schon nach kurzer Zeit, manchmal erst über Jahrhunderte bemerkbar macht. Hier spielen sowohl soziale als auch strukturelle Aspekte eine Rolle. Hinzu kommt der Kontakt zwischen verschiedenen Sprachen, die einander in vielen Konstellationen und auf vielfältige Weise beeinflussen können. Gerade die nordischen Sprachen sind historisch wie gegenwärtig stark durch Sprachkontakte geprägt. Die Vorlesung führt in die Grundlagen von Sprachwandel, innersprachlicher Variation und Sprachkontakt im Kontext der gesellschaftlichen Verankerung von Sprache ein. Dabei werden theoretische Zugänge zur historischen Linguistik, Soziolinguistik und Kontaktlinguistik vermittelt und auf geeignete Fälle in den nordischen Sprachen angewandt.
Phonetik und Phonologie der nordischen Sprachen (Seminar)
FPO-2017: SW 3, SW 4, SW 6, ME SW 4.1
FPO-2007: SW 3.1/2, SW 4.1/2, SW 5.1/2, SW 6.2/3, SW 7.1/2
Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 16. 5. 2020, 10−15).
Im Unterschied zu anderen Strukturebenen lässt sich an der lautlichen Ebene sehr deutlich festmachen, dass Sprache einerseits ein abstraktes System ist, andererseits aber von ihrer Funktion als kommunikatives Werkzeug und nicht zuletzt auch von den körperlichen Voraussetzungen der Sprecher geprägt ist.
In diesem Seminar vertiefen Sie Ihre Kenntnisse in Phonetik und Phonologie der nordischen Sprachen. Den Ausgangspunkt bildet ein Wiedereinstieg in die theoretischen (und biologischen) Grundlagen. Im Mittelpunkt steht dann die Arbeit mit verschiedenen Themenbereichen, die für die nordischen Sprachen relevant sind: Wie lassen sich die phonetisch-phonologischen Eigenschaften einzelner nordischer Sprachen oder der Nordgermania insgesamt beschreiben? Was sind lautliche Besonderheiten, vor allem im Vergleich zu anderen germanischen und europäischen Sprachen? Welche Auffälligkeiten gibt es gerade im Bereich der Suprasegmentalia? Welche Lautwandelprozesse haben zum heutigen Zustand geführt, und sind Tendenzen für künftigen Wandel erkennbar? Wie stark unterscheiden sich Varietäten der nordischen Sprachen in lautlicher Hinsicht voneinander?
Sie nähern sich diesen Themen in Arbeitsgruppen, deren Ergebnisse am Ende des Semesters im Seminar präsentiert und gemeinsam diskutiert werden.
Sprachökologien an der Grenze (Seminar)
FPO-2017: SW 5.2, SW 7, ME SW 5
FPO-2007: SW 4.1/2, SW 5.1/2, SW 6.2/3, SW 7.1/2
Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 16. 5. 2020, 10−15).
Sprachen existieren nicht im Vakuum – sie haben ganz bestimmte Funktionen im kommunikativen und sozialen Leben ihrer Sprecher, die sich untersuchen und beschreiben lassen: Wer spricht wann welche Sprache mit wem zu welchem Zweck? Wie verändern sich diese Parameter über die Zeit? Welche Rolle spielen sich wandelnde Einstellungen der Sprechergemeinschaft, politische Rahmenbedingungen oder demographische Veränderungen?
Diesen sprachökologischen Aspekten widmet sich das Seminar. 100 Jahre nach der deutsch-dänischen Grenzziehung betrachten wir politische und sprachliche Grenzkonstellationen im Norden und an seinen Rändern aus einer übergreifenden und vergleichenden Perspektive, mit Blick auf sowohl gegenwärtige Grenzen als auch historische Situationen.
In einer ersten Phase geht es um die theoretisch fundierte Erarbeitung eines gemeinsamen sprachökologischen Kriterienkatalogs, der auf Grenzsituationen angewandt werden kann. Danach arbeiten Sie anhand dieser Kriterien in Projekten an individuellen Grenzsituationen. Die Ergebnisse tragen wir schließlich in einer vergleichenden Diskussion zusammen.
Deutsch und Dänisch im Kontrast (Übung)
FPO-2017: ME SW 4.2
Termine nach Absprache vor Semesterbeginn.
Die Teilnahme am Lingvistisk lördag ist obligatorisch (Sonnabend, 16. 5. 2020, 10−15).
Dansk og tysk tilhører den germanske gren af den indoeuropæiske sprogfamilie, og dansk er historisk præget af kontakten til nabosproget tysk. Derfor er der mange ligheder mellem begge sprogene, i ordforrådet, i grammatikken og på det fonetisk-fonologiske niveau. Det gør det forholdsvis let for lørnere med tysk som førstesprog at tilegne sig dansk. På den anden side er der også nogle forskelle på alle strukturelle niveauer, der kan medføre problemer både i sprogtilegnelsen og i undervisningen. Kurset sammenligner det danske og det tyske sprogsystem i et kontrastivt perspektiv og tager højde for lingvistiske og sprogpædagogiske aspekter: Hvad er de vigtigste strukturelle ligheder og forskelle mellem dansk og tysk? Hvordan kan de danske strukturer analyseres, både som selvstændige enheder og i relation til tysk? Hvilken funktion har det kontrastive perspektiv i danskundervisningen? Hvordan kan forskellene og lighederne integreres i undervisningen? Gennem selv at analysere forskellige strukturelle træk får deltagerne mulighed for at udvide deres sprogvidenskabelige kompetence og deres viden om det danske sprogsystem. Desuden arbejder de med forskellige undervisningsrelaterede problemstillinger, der også kan blive fordybet i skriftlige opgaver. Kurset foregår på dansk.Metaphern in Alltag und Literatur (Seminar)
gemeinsam mit Henrike Fürstenberg
FPO 2017: NSL 3, NSL 4, NSL 5, NSL 6, NSL 7
Metaphorik klingt nach Lyrik und nach ‚kompliziert‘. Beides ist nur eingeschränkt richtig. Von metaphorischen Sprachäußerungen kann immer dann die Rede sein, wenn Begriffe aus einem Gegenstandsbereich auf einen anderen Gegenstandsbereich übertragen werden (z.B. aus dem Bereich ‚Wetter‘ auf den Bereich ‚Mensch‘: ›Sie ist ein Sonnenschein.‹). Anders als beim Vergleich („wie“) bleiben dabei nicht beide Vorstellungen unbeeinflusst voneinander, sondern es entsteht etwas ganz Neues, Eigenes, das man nicht einfach auch anders ausdrücken könnte. Metaphorik ist dabei nichts, was hauptsächlich in der Literatur angesiedelt ist, sondern etwas, das nicht nur unsere alltägliche Sprache, sondern unser Danken an sich durchzieht, und zwar so sehr, dass es häufig nicht einmal auffällt (zum Beispiel sind „im Sommer“ oder „in Kiel“ metaphorische Wendungen). Häufig trägt sie dazu bei, Komplexes in vertraute Vorstellungen zu ‚übersetzen‘.
Weil in metaphorischer Rede Bekanntes ganz neu zum Ausdruck gebracht und daher auch neu gesehen werden kann, ist die Literatur andererseits für das Spiel mit bildlichen Wendungen prädestiniert. Metaphern und verwandte Formen wie die Metonymie können dazu beitragen, überraschende ‚Bedeutungen‘ hervorzubringen und die aktive Teilhabe des Lesenden anzuregen. Diese und andere Formen von Bildlichkeit können sogar ganze Texte strukturieren. Wie metaphorische Übertragungen funktionieren, auf welcher Grundlage in unserer Wahrnehmungswelt sie beruhen und in welchem Sinne schon das doppelte „in“ in unserem Seminartitel metaphorisch ist, wollen wir im Seminar gemeinsam ergründen. Dabei wollen wir sprach- und literaturwissenschaftliche Perspektiven auf Metaphorik in wechselseitigen Bezug bringen. Wir werden daher sowohl theoretische Hintergründe aus dem Bereich der kognitiven Semantik als auch zentrale literaturwissenschaftliche Metaphertheorien kennenlernen, um auf dieser Grundlage Alltagstexte sowie literarische Texte im Hinblick auf ihre Metaphorik zu analysieren. Im Zentrum steht dabei die eigene Textarbeit.
Präskriptionen in der Sprache: Zwischen Normen und Vorurteilen (Ringvorlesung)
Organisation, gemeinsam mit Lieselotte Anderwald
Fachergänzung, Modul FE-SL-SL (Sprache und Literatur -Themen und Tendenzen der aktuellen Forschung)
Viele SprecherInnen haben eine sehr klare Meinung davon, was sprachlich „richtig“ und was „falsch“ ist – oder erwarten zumindest ein klares Urteil von der Schule, von Wörterbüchern und Grammatiken oder von SprachwissenschaftlerInnen. Allerdings ist die Frage nach der sprachlichen Korrektheit durchaus nicht immer eindeutig zu beantworten. Oft gibt es mehrere Möglichkeiten, etwas auszudrücken, ohne dass eine Variante objektiv besser wäre als eine andere. Oft klaffen auch tatsächlicher Sprachgebrauch und Traditionen sprachlicher Vorgaben schon seit Jahrhunderten weit auseinander, und viele sprachliche Präskriptionen beruhen auf Vorurteilen: einseitigen, veralteten oder auch einfach falschen Ideen davon, wie sprachliche Kommunikation funktioniert und wie Sprachen sich verändern. Vorurteile über die Art, wie Menschen sprechen, können zudem zu weitreichenden sozialen Abwertungen führen, soziale Unterschiede zementieren und legitimieren.
Auf der anderen Seite kann man durchaus gute Argumente für manche sprachlichen Normen finden: Sie sorgen für Einheitlichkeit im Sprachgebrauch (etwa bei starken Dialektunterschieden), verringern sprachliche Barrieren (etwa bei Einfacher Sprache), schaffen transparente Bewertungsmaßstäbe (etwa in der Schule) oder sorgen für weniger Diskriminierung (z.B. gendergerechte Sprache).
In der Ringvorlesung werden unterschiedliche Perspektiven auf Präskriptionen in der Sprache diskutiert, mit Blick auf Deutsch und viele andere Sprachen.