Tag 9: Oma und Opa

Typischerweise hat jeder Mensch zwei Elternteile, im traditionellen Familienbild eine Mutter und einen Vater. Außerdem vier Großeltern, acht Urgroßeltern, sechzehn Ururgroßeltern und so weiter. Hinzu kommen eventuell Tanten und Onkel, Großtanten und Großonkel, außerdem Cousine und Cousins.

Im Deutschen ist es manchmal ziemlich schwer, den Überblick zu behalten: Wie heißt das Verwandtschaftsverhältnis zwischen mir und der Tochter meiner Großtante? Ist das meine Großcousine? Und wie unterscheide ich eigentlich zwischen den verschiedenen Großvätern? Meistens behilft man sich, zum Beispiel mit Vornamen: Man kann dann Oma Anna und Opa Bernhard besuchen, oder man fährt zu Oma Christiane und Opa Dirk. Aber um zu erklären, wie man mit den einzelnen Großelternteilen verwandt ist, muss man zu recht komplizierten Formulierungen greifen und spricht dann vielleicht von der Oma väterlicherseits oder dem Opa mütterlicherseits.

Pippi Langstrumpf singt (in Pippi på de sju haven) von Seeräuber-Opa Fabian bzw. im Original präziser: Sjörövar-Fabbe, farfars far

Die skandinavischen Sprachen haben es hier oft etwas einfacher. Hier machen viele Verwandtschaftsbezeichnungen schon in den Wörtern deutlich, wer genau gemeint ist. Auf Schwedisch heißen die Eltern der Mutter zum Beispiel mormor (Muttermutter) und morfar (Muttervater), die des Vaters heißen dagegen farmor (Vatermutter) und farfar (Vatervater). Nach demselben Prinzip funktionieren farbror (Vaterbruder, also Onkel väterlicherseits), faster (Vaterschwester, also Tante väterlicherseits), morbror (Mutterbruder) und moster (Mutterschwester). Ein brorson (Brudersohn) ist ein Neffe (brüderlicherseits), eine systerdotter eine Nichte (schwesterlicherseits), barnbarn (Kindkinder) sind Enkelkinder. Und so weiter: farfarsfar ist der Urgroßvater, barnbarnsbarn sind die Urenkel. Damit kommt man recht weit!

Natürlich gibt es in den skandinavischen Sprachen auch weniger durchsichtige Bezeichnungen. Manchmal kommt man als Deutschsprachige:r trotzdem gut zurecht: Ein dänischer fætter ist ein Cousin (ein Vetter), eine kusine ist eine Cousine, ein onkel ist ein Onkel. Manchmal aber auch nicht: Dass auf Norwegisch bestemor und bestefar Großmutter und Großvater sind (im deutschen, ungenauen Sinn), dass oldemor auf Dänisch Urgroßmutter und tipoldemor Ururgroßmutter heißt, muss man lernen. Genauso wenig offensichtlich (dafür aber sehr präzise!) sind die Bedeutungen von schwedischen Bezeichnungen wie syssling (Kind der Cousine oder des Cousins eines Elternteils) und brylling (Kind eines sysslings eines Elternteils).