Zu den ersten Besonderheiten der skandinavischen Sprachen, mit denen Lerner:innen konfrontiert sind, gehört die Frage, wie man deutsche Artikel übersetzt: Man kann kaum etwas sagen, solange man das nicht beherrscht. Und da fangen die Probleme dann auch schon an.
Am einfachsten ist noch der unbestimmte Artikel: Der funktioniert in den skandinavischen Sprachen (fast) wie im Deutschen, das heißt: Man nimmt das Zahlwort für eins, bildet die richtige Form, je nach Genus und eventuell Kasus, und fertig. Es heißt also zum Beispiel auf Dänisch en kvinde (eine Frau, im Utrum) und et barn (ein Kind, im Neutrum), genauso zum Beispiel auf Färöisch ein kona (eine Frau, im Nominativ Femininum) und einum barni (einem Kind, im Dativ Neutrum). Keinen unbestimmten Artikel gibt es im Plural. Und im Isländischen (kona: eine Frau; barni: einem Kind).
Beim bestimmten Artikel kommt es darauf an, wozu er gehört. Substantive ohne weitere Ergänzungen bekommen in den Skandinavischen sprachen nämlich keinen Artikel an die Seite, sondern stattdessen bestimmte Endungen, die dasselbe ausdrücken – natürlich wieder je nach Genus und eventuell Kasus. Es heißt dann zum Beispiel auf Norwegisch jenta (das Mädchen, Femininum Singular mit der Endung -a) und jentene (die Mädchen, Femininum Plural mit der Endung -ene) oder im Isländischen húsið (das Haus, Neutrum Singular mit der Endung -ið) und húsunum (den Häusern, Dativ Plural Neutrum mit der Endung -unum).
In allen anderen Fällen verwendet man Artikel wie im Deutschen – je nach Sprache entweder zusätzlich zur Endung oder anstelle der Endung. Das kleine Kind heißt also zum Beispiel auf Dänisch det lille barn (mit Artikel, ohne Endung), aber auf Norwegisch det lille barnet (mit Artikel und Endung).
Interessant ist eine Besonderheit im Schwedischen: Hier gibt zum Beispiel bei Verbindungen aus Substantiven und Adjektiven nicht nur die Möglichkeiten von Unbestimmtheit (ett vitt hus, ein weißes Haus) und Bestimmtheit (det vita huset, das weiße Haus), sondern auch noch eine dritte Option, die man nutzt, wenn die Verbindung wie ein Name funktioniert. In diesem Fall lässt man den Artikel weg: Vita huset ist also nicht irgendein weißes Haus, sondern zum Beispiel das Weiße Haus in Washington. In diesem Fall ist der Name weltberühmt. Manchmal „heißen“ Dinge aber auch nur für Eingeweihte so, und auch dann verwendet man diese dritte Variante – zum Beispiel wenn es in einem Haus ein großes und ein kleines Badezimmer gibt (stora badrummet und lilla badrummet).