Und noch ein lautliches Thema: die sogenannten Tonakzente im Norwegischen und Schwedischen.
Alle Sprachen der Welt benutzen in irgendeiner Weise Tonhöhe, um Inhalt auszudrücken. Wenn wir im Deutschen du bist schon müde sagen und die Tonhöhe dabei etwas verringern, ist das eine Aussage. Wenn wir stattdessen die Tonhöhe anheben, wird daraus eine Frage: Du bist schon müde?
In vielen Sprachen passiert das aber nicht nur bei ganzen Äußerungen oder Sätzen, sondern auch bei einzelnen Wörtern und Wortformen. Berühmt sind Fälle wie das Chinesische, wo dasselbe Wort je nach Tonhöhe Mutter, Hanf, Pferd oder schimpfen bedeuten kann.
Ganz so extrem ist es im Norwegischen und Schwedischen nicht, aber auch hier kann der Verlauf der Tonhöhe in einem Wort einen Unterschied in der Bedeutung markieren. Im Prinzip ist es so: Wie im Deutschen hat jedes Wort eine betonte Silbe. Schwedisches skina (scheinen) wird auf der ersten Silbe betont, maskin (Maschine) dagegen auf der zweiten, maskinist (Maschinist) auf der dritten. Anders als im Deutschen kann es in den beiden skandinavischen Sprachen aber ab der betonten Silbe mit zwei unterschiedlichen Tonhöhenverläufen im Wort weitergehen – zwei Kurven, wenn man sich die Tonhöhe in einem Diagramm vorstellt.
Wie genau diese Kurven aussehen, ist von Region zu Region verschieden (und in manchen Regionen, zum Beispiel in Finnland, gibt es diesen Unterschied dann wieder gar nicht). Als Faustregel kann man sich aber merken, dass eine der beiden Kurven komplexer ist als die andere. Typisch ist zum Beispiel im Zentralschwedischen ein Unterschied zwischen ein Tonhöhenverlauf mit nur einer Richtung (zum Beispiel eine Rechtskurve) und einem Gipfel beim sogenannten Akzent 1 gegenüber einem Tonhöhenverlauf mit wechselnden Richtungen (Rechts- und Linkskurve) und zwei Gipfeln beim Akzent 2.
Jedes Wort, in dem nach der betonten Silbe noch mindestens eine weitere Silbe folgt, hat einen dieser beiden Verläufe, die man zwar an der Schreibung nicht ablesen kann, die aber in Wörterbüchern angegeben werden. (Leider gibt es keine einheitlichen Symbole. Manchmal findet man hochgestellte Ziffern, also ¹ und ², für die beiden Akzente, manchmal auch andere Zeichen.)
In den meisten Fällen ist der Tonakzent nicht entscheidend, aber es gibt auch Paare von Wörtern und Formen, die sich nur dadurch unterscheiden, zum Beispiel schwedisch ¹anden (die Ente) und ²anden (der Geist) oder ¹tomten (das Grundstück) und ²tomten (der Wichtel). An Weihnachten kann zwar alles davon eine Rolle spielen, essen sollte man aber höchstens eines.