Tag 13: Sieben Krankenschwestern …

Auch heute ein Thema, das etwas mit auffälligen Lauten im Skandinavischen zu tun hat – in diesem Fall einer schwedischen Variante des sch-Lautes.

Zweierlei vorweg:

  • Erstens kann man den Laut, um den es geht, auch einfach durch ein deutsches sch ersetzen. Im schwedischen Sprachraum kommt beides vor, manchmal auch beides bei denselben Sprecher:innen und sogar in denselben Wörtern.
  • Zweitens ist es gar nicht so einfach zu erkennen, wo überall im Schwedischen ein sch gesprochen werden muss, weil es nämlich viele verschiedene Schreibweisen gibt. Ein paar Beispiele: sju (sieben), skjorta (Hemd), stjärna (Stern), sked (Löffel), krasch (Crash), chock (Schock), shah (Schah), geni (Genie), religiös (religiös), journalist (Journalist), explosion (Explosion), aktion (Aktion), hyssja, mission (Mission).
Ein Zungenbrecher mit viel sch: Sieben schön singende Krankenschwestern pflegten siebenundsiebzig seekranke Seeleute.

Und wie bildet man nun diesen Laut? Auch hier gibt es noch etwas Variation. Das Wichtigste ist aber, dass die Zunge so weit angehoben wird, dass zwischen dem Zungenrücken und dem Gaumen nur noch ein ziemlich enger Weg für die Atemluft frei bleibt. Dadurch entstehen beim Ausatmen Turbulenzen, die man als ein charakteristisches Geräusch wahrnimmt.

Nicht alle Sprecher:innen, die diesen Laut im Repertoire haben, bilden ihn aber auf exakt dieselbe Weise. Bei manchen ist die Verengung weiter vorn am Gaumen am stärksten, bei anderen weiter hinten, also unterhalb des Gaumensegels. Entsprechend entstehen auch leicht verschiedene Klangfarben. Viele Sprecher:innen runden bei diesem Laut außerdem die Lippen, wodurch sich der entstehende Klang wiederum ändert. Bei manchen ist diese zusätzliche Verengung an den Lippen sogar so stark, dass auch hier Turbulenzen entstehen, die man hören kann.

Für diesen Laut gibt es ein eigenes Zeichen im Internationalen Phonetischen Alphabet, nämlich [ɧ]. Weil der Laut so selten ist, ist er in der maßgeblichen Zeichentabelle nicht bei den normalen Konsonanten, sondern unter der Überschrift andere Symbole aufgeführt und mit einer kuriosen Definition versehen, nämlich „gleichzeitig ʃ und x“, also gleichzeitig die Laute in deutschem Schiff und in deutschem Buch. Das macht deutlich, dass die Verengung des Wegs für die Atemluft eben nicht auf eine Stelle begrenzt ist, sondern flächig gebildet wird. Wenn man will, kann man einzelne Varianten dieses Lautes auch anders oder genauer notieren, zum Beispiel [ɧʷ] für zusätzlich gerundete Lippen oder [ɧ͡ɸ] bei zusätzlichen Turbulenzen zwischen den Lippen.

Tipp: Wer lieber Beispiele hören statt über sie lesen möchte: Aussprachebeispiele in vielen Sprachen der Welt findet man auf Forvo. Die Aussprache der meisten schwedischen Wörter ist auch im Onlinestandardwörterbuch mit Hörbeispielen angegeben (Svensk ordbok).