Wie muss man sich die Reise (dänisch rejse, färöisch reisa, norwegisch reise, schwedisch resa; alle von mittelniederdeutsch rēse oder reise; im heutigen Niederdeutsch Reis) von Wörtern von Norddeutschland nach Skandinavien in der Hansezeit überhaupt vorstellen? Jedenfalls in Gesellschaft von Menschen, nämlich den Kaufleuten und Migrant:innen, die mit dem Schiff die Strecke über das Meer zurücklegten und dabei auch andere Last (dän./fär./norw./schw. last < mnd. Last, heute Last) transportierten, nämlich Handelswaren – also Fracht (dän. fragt, norw./schw. frakt < mnd. vracht, heute Fracht).
Die Fahrt (dän./norw./schw. fart, fär. fartur < mnd. vārt, heute Fohrt) ging vielleicht durch den Kleinen Belt, vorbei an Middelfart (ein niederdeutscher Name einer dänischen Stadt: die mittlere der Stellen, an denen man den Belt einfach überqueren konnte – nicht ohne Grund liegt dort heute auch die Lillebæltsbroen). Später befuhr man das Kattegat (dän./norw. Kattegat, schw. Kattegatt), das – allerdings erst später – auf Niederdeutsch und Niederländisch so genannt wurde, weil das Fahrwasser eng wie ein „Katzenloch“ war, eine Öffnung, durch die nur Katzen gelangen können. Die Bestandteile sind mnd. kat (heute Katt) und gat (heute Gatt); ein Gatt ist heute noch auf Schiffen eine Öffnung mit einer bestimmten Funktion, zum Beispiel für ablaufendes Wasser.
Nach überstandener Gefahr (dän./norw. fare, schw. fara < mnd. vāre, heute nach hochdeutschem Vorbild Gefohr) landete man dann sicher in einer Bucht (dän. bugt, fär./norw./schw. bukt < mnd. bucht, heute Bucht) im Hafen einer der wachsenden Städte. Dazu morgen mehr!