Heute arbeiten viele Menschen, zum Beispiel an Universitäten, in Büros. Ein skandinavisches Wort dafür ist (dän./norw./schw.) kontor, älter im Isländischen auch kontór. Dieses Wort kommt ursprünglich aus dem Französischen (comptoir) und hängt mit dem Verb compter zusammen (zählen, berechnen). Gemeint war also ein Raum oder auch ein Tisch, der für Berechnungen genutzt wurde – nämlich vor allem von Kaufleuten. Kein Wunder, dass dieses Wort ins Niederdeutsche übernommen worden ist (mittelniederdeutsch kontōr, heute Kontoor). Im Zusammenhang mit der Hanse nennt man auch deren größte Handelsvertretungen außerhalb Norddeutschlands Kontore, darunter Bryggen in Bergen. Auch auf Hochdeutsch wird in Norddeutschland manchmal von Kontoren gesprochen, und zwar gerne dann, wenn man Assoziationen mit der Hansezeit oder der großen Zeit des Überseehandels in den früheren Hansestädten wecken möchte. So gibt es in Hamburg das Kontorhausviertel mit repräsentativen Bürohochhäusern vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Ein Alltagsproblem in Büros: Man braucht gute Beleuchtung, also Lampen oder Leuchten. Auch die skandinavischen Wörter dafür sind aus dem Niederdeutschen übernommen worden (dän./norw. lampe, fär./schw. lampa, isl. lampi < mnd. lampe, heute Lamp). Das Wort kommt aber nicht ursprünglich aus dem Deutschen, sondern letztlich aus dem Griechischen (altgriechisch λαμπάς (lampás)). Dafür sind die Wörter für Leuchte – im engeren Sinne oft: Laterne – wirklich niederdeutschen Ursprungs (dän. lygte, fär./norw. lykt, isl. lukt, schw. lykta < mnd. lüchte, heute Lücht). Ein anderes niederdeutsches Wort für Laterne ist übrigens Lanteern, und dazu gibt es noch eine Mischform aus beiden, nämlich Lantücht.
Wo man keine künstliche Beleuchtung hat, helfen auf jeden Fall Fenster. Dafür hat immerhin das Schwedische eine niederdeutsche Bezeichnung übernommen (fönster < mnd. vinster, heute Finster). Das Niederdeutsche hat hier aber nur ein lateinisches Wort weitergereicht (lat. fenestra).
Im Winter 2022/23 ist in deutschen Büros noch etwas anderes ein Problem, nämlich die Kälte: Wegen der aktuellen Energiekrise werden Gebäude weniger beheizt. Man ist also gut beraten, sich warm anzuziehen. Pullover sind ein Muss. Wörter dafür gibt es in den skandinavischen Sprachen (wen wundert’s!) einige, aber zu den wichtigsten gehören das dänische trøje, das färöische troyggja, das isländische treyja, das norwegische trøye und das schwedische tröja – alles Entlehnungen aus dem Niederdeutschen (mnd. troie, heute Troyer). In Norddeutschland hat das Wort heute eine speziellere Bedeutung: Troyer sind (auch auf Hochdeutsch) dicke Wollpullover mit Rollkragen, der (heute typischerweise mit einem Reißverschluss) geöffnet werden kann. Als klassische Seemannskleidung sind richtige Troyer natürlich blau.
Wenn es noch kälter wird, tragen wir womöglich bald im Büro auch Handschuhe – und auch dän./schw handske, fär. handski, isl. hanski und norw. hanske sind niederdeutschee Lehnwörter (mnd. hansche, heute Handschen). Dahinter steckt ursprünglich dasselbe Wort wie im hochdeutschen Handschuh, aber der zweite Bestandteil war schon in der Hansezeit nicht mehr (immer) als Schuh erkennbar.