Zu den schwedischen Wörtern, an denen auch Dänisch- und Norwegischsprachige häufig scheitern, gehört bitti. Dieses Wort kommt praktisch nur in i morgon bitti (morgen früh) vor und ist ursprünglich eine Kurzform von bittida (früh am Morgen), einem auf den ersten Blick ebenso undurchsichtigen Wort. Die Etymologie wird etwas klarer, sobald man versteht, das bitti(da) zwar ein einziges Wort ist und auf der ersten Silbe betont wird, dass es aber auf eine Verbindung aus zwei Wörtern zurückgeht und dass davon ursprünglich das zweite betont war, nämlich das mittelniederdeutsche bītīden (< bī tīden, heute bitieden). Genau wie seine hochdeutsche Entsprechung (beizeiten) kann dieses Wort einerseits rechtzeitig, andererseits aber auch einfach früh bedeuten.
Ein anderes „kleines Wort“ mit niederdeutscher Vergangenheit ist dänisches/norwegisches/schwedisches just (färöisch júst). Dieses Wort stammt zwar ursprünglich aus dem Französischen (juste), das in der Bedeutung gerade/genau ins Niederdeutsche übernommen worden (heute jüst) und dann in die skandinavischen Sprachen weitergereicht worden ist. Die niederdeutsche Aussprache passt zum französischen Original übrigens besser als die skandinavische, denn im Niederdeutschen ist jedes j ein Laut zwischen dem deutschen j und stimmhaftem sch wie am Anfang des Wortes Journal. Das Schwedische hat das französische Wort übrigens auch noch einmal direkt entlehnt, nämlich in der Form schysst (mit anderen Schreibvarianten) und mit der Bedeutung anständig/gut.
Das überraschendste kleine Wort, das aus dem Niederdeutschen in die skandinavischen Sprachen gelangt ist, dürfte das für aber sein, also die dänische/färöische/norwegische/schwedische Konjunktion men, die aus dem mittelniederdeutschen man/men übernommen worden ist und ältere einheimische Wörter mit derselben Bedeutung zum Teil ergänzt, überwiegend aber verdrängt hat. Die Übernahme solcher Funktionswörter ist ein Indiz dafür, wie intensiv der niederdeutsch-skandinavische Kontakt insgesamt gewesen ist: Fachbegriffe werden häufig auch aus Sprachen übernommen, mit denen man nur lockeren Kontakt hat. Damit Funktionswörter übernommen werden, muss die Zweisprachigkeit schon ein erhebliches Maß erreicht haben.
Im Niederdeutschen ist man übrigens bis heute (neben avers) immer noch ganz üblich, sowohl in der Bedeutung aber als auch als ermunternde Partikel in Aufforderungen: Gah man nich to laat to Bett (Geh mal lieber nicht zu spät zu Bett). In dieser Funktion ist man auch ins norddeutsche Hochdeutsch gekommen: Les man morgen weiter (Lies doch ruhig morgen weiter)!